Die Vielfalt der Vogelspinnen
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Zucht

Zucht

 

Eine der wichtigsten Aufgaben in der Vogelspinnenpflege ist der Versuch, die Tiere auch nachzuzüchten- einerseits um unnötige Massenimporte zu verhindern, andererseits um weitere Interessenten mit gesunden Spinnen zu versorgen. Viele Länder verbieten die Ausfuhr von Spinnen, so dass die Nachzucht einiger Arten sehr wichtig geworden ist. In Frankreich ist der gegenseitige Tausch von Jungspinnen unterschiedlicher Arten eine Selbstverständlichkeit geworden. Wenn man sich ernsthaft und auch erfolgreich mit Vogelspinnen auseinander setzten möchten, braucht man neben viel Einfühlungsvermögen auch unendlich viel geduld. Vorgänge, bei anderen Terrarientieren in kurzer Zeit ablaufen, brauchen bei Vogelspinnen mitunter ein ganzes Jahrzehnt.

 

 Auswahl von Zuchttieren

Es ist schwierig, bei nicht ausgewachsenen Vogelspinnen Geschlechtsunterschiede zu erkennen, denn vor der Reifehäutung sehen bei den meisten Arten beide Geschlechter gleich aus. Ein Unterscheidungsmerkmal gibt es aber zumindest mit etwa 70-prozentiger Sicherheit Auskunft: Männchen besitzen auf der Abdominalunterseite oberhalb der Epigustralfurche eine kreisrunde dunkle Region von 0.5 bis 2 Millimeter Durchmesser. Diese besteht aus einem Spinndrüsenfeld, das später bei der SpermanetzProduktion in Aktion tritt. Die Geschlechtsöffnung in de3r Epigustralfurche bis zu sieben Millimeter breit. Eine starke Lupe leistet dabei gute Dienste.

Wer mit einem Binokular ausgestattet ist, kann die Exuvien frisch gehäuteten Jungtiere untersuchen. Auf der Innenseite des Abdomen finden sich die Anlagen der Epigynen, die bereits ab der fünften Häutung auf diese Weise herausfinden.

Häufig bauen frisch gefangene Spinnen in ihrer neuen Behausung ein Kokon. Entwickeln sich daraus dann Jungtiere, ist man in der glücklicher Lage, bereits nach zwei bis drei Jahren erneute Zuchtversuche starten zu können. Nach dieser Zeit sind die Männchen der meisten Arten Geschlechtsreif. Ein oder mehrere ausgewachsene Weibchen stehen ohnehin zur Verfügung.

 

 

Hier ist ein schönes kräfiges Geschlechtsreifes Weibchen zu sehen.

Hier ein Geschlechtsreifes Männchen.

Zusammensetzung einer Zuchtgruppe

Die kleinst mögliche Zuchtgruppe besteht aus einem Paar.

Eine solche Zusammenstellung bringt aber viele Nachteile: Falls sich keine Nachzucht einstellt, besitzt man bald nur noch ein Weibchen; das Männchen ist in der Zwischenzeit                                                                                                           

längst gestorben. Hat man die Möglichkeit, unter mehreren Tieren auszusuchen, verfährt man am besten folgender maßen: Ein bis drei Weibchen und drei bis fünf Männchen unterschiedlichen Alters bieten auch in den darauf folgenden Jahren die Möglichkeit, Paarungsversuche durchzuführen. Nicht alle Weibchen sind zur passenden Zeit paarungswillig. Bei mehreren Tieren kann man dann auf andere Weibchen ausweichen. Vogelspinnenmännchen leben nicht sehr lang und sind auch nur kurz Zeit paarungsbereit. Bei Tieren unterschiedlicher Altersstufen werden jedes Jahr einige davon Geschlechtsreif. So sind regelmäßig „frische“ Männchen vorrätig. Bekommt man von einer Art ausschließlich kleine Jungtiere (Zwei bis Drei Häutungen) angeboten, muss man sich eines Tricks bedienen, um aus diesen Paare zu bekommen. Während weibliche Spinnen bis zur Geschlechtsreife etwa vier bis sechs Jahre brauchen, können die männlichen Artgenossen bereits nach zwei bis drei Jahren erwachsen werden. Durch unterschiedliche Haltungsbedingungen wachsen die Jungspinnen unterschiedlich schnell heran. Dadurch ergibt sich eine Steuerungsmöglichkeit des Wachstums der Jungspinnen. Zieht man die weiblichen Spinnen unter optimalen Bedingungen auf, während die Männchen auf äußerster Sparflamme gehalten werden, bekommt man, mit etwas Glück, zur gleichen Zeit geschlechtsreife Partnertiere. Diese Methode funktioniert aber nicht bei allen Arten. Brachypelma vagans konnte man mit dieser Methode nachzüchten. Bei Grammostola rosea war sie erfolglos. Hier waren die Männchen bereits nach zwei Jahren geschlechtsreif, aber nicht einmal vier Zentimeter groß, wobei die Weibchen eine Körperlänge von über sechs Zentimeter erreichen.

 

Gut zu sehen ist wie sich das Weibchen rechts und Männchen links gegenüberstehen.

 

Aggressivität zwischen den Geschlechtern

Sehr unterschiedlich sind die Verhaltensweisen zwischen den Geschlechtern bei den einzelnen Arten. Während einige ein überaus ruhiges Parrungsverhalten zeigen, gebärden sich andere nahezu hysterisch. Selbst Arten, die man ohne Zögern und Vorsicht mit den Händen berühren kann, zeigen während und nach der Paarung recht aggressives Verhalten gegenüber dem Partner. Weibchen der Art Brachypelma smithi versuchen regelmäßig nach der Paarung ihren Partner durch Bisse zu vertreiben. Theraphosa blondi dagegen, eine wehrhafte und angriffslustige Art, verhält sich während der Paarung lammfromm. Nach anfänglichem nervösem Stridulieren lässt sich das Weibchen – Paarungswilligkeit vorausgesetzt ohne Aggressionen vom Männchen begatten. Die Trennung der beiden erfolgt ebenfalls ruhig. Viele Männchen der Gattung Haplopelma und Selenocosmia finden ihr Heil nur noch in der Flucht. Diesen Tieren muss man für die Paarung viel Platz

Anbieten, weil sonst das Männchen vom Weibchen verfolgt und  getötet wird. Während der Paarungszeit sind viele Arten der Gattung Avicularia äußerst friedlich. Von A. metallica lebte in einem Terrarium von 30*30*20 Zentimeter (L*B*H) über zehn Monate ein ausgewachsenes Pärchen zusammen! Allgemein sind die meisten Vogelspinnenarten vor, während und nach der Paarung zwar dem Partner gegenüber recht aggresiv, es kommt aber bei gesunden, kräftigen Tieren in den seltensten Fällen zu Verlusten. Allerdings bestätigen Ausnahmen auch hier dir Regeln.

 

 Hier sieht man das Weibchen links in Angriffsstellung was zur Paarung dazu gehört und sie machmal kurz nach dem Akt das Männchen packen und anschließend fressen.

 

Füllen der Bulben

Sechs bis acht Wochen nach der Reifehäutung werden die männlichen Vogelspinnen unruhig. Die Zeit der Balz und der Paarung beginnt. Zuvor müssen die Tiere aber ihre beiden Bulben an den Tasterenden mit Sperma füllen. An einer geeigneten Stelle, zum Beispiel zwischen zwei parallel liegenden Aststücken oder zwischen Seitenwand und Bodenfläche des Terrariums, fertigen die Männchen ein so genanntes Spermanetz. Zuerst wird der Boden mit einem leichten Gespinstteppich ausgekleidet, der später als Unterlage für das Männchen dient. Ein zweites trapezförmiges Gespinst wird in etwa zwei bis vier Zentimeter Höhe parallel zur Unterlage errichtet. Anschließend klettert das Vogelspinnenmännchen mit einer Vorwärtsrolle zwischen die beiden Gewebeflächen. So kann das Tier, auf dem Rücken liegend, ein Sperma tropfen aus dem Genitalbereich des Abdomens an die Unterseite des oberen Gewebes anhaften. Schließlich kriecht die Spinne aus den Gewebsschichten wieder hervor und begibt sich unverzüglich mit ihrem Sternum über das obere Gespinst, direkt über den Spermatropfen. Mit beiden Tastern greift das Männchen dann unter das Gewebe und saugt mit pumpenden Bewegungen der Pedipalpen die Spermaflüssigkeit in die Bulben. Ist diese Prozedur beendet, reißt das Tier sein nutzlos gewordenes Spermanetz ab und verzehrt es zum größten Teil. Jetzt ist es zur Begattung eines Weibchens bereit. In freier Natur machen sich die Männchen nun auf die Suche nach einem passenden Geschlechtspartner und sind jetzt auch tagsüber sehr aktiv. Sie werden von einem regelrechten Wandertrieb erfasst, der sie unvorsichtig werden lässt. In Ländern mit sehr ausgeprägten Jahreszeiten, wie den USA oder dem nördlichem Mexiko, sind wahre Invasionen von männlichen Vogelspinnen zu beobachten. Zu Hunderten fallen sie Beutegrefern wie Leguanen, Nasenbären, Insektenfressern und Rennckücken zum Opfer.

 

 Das Zusammensetzen eines Paares

Dies kann auf verschiedene Weise geschehen. Bei einigen Arten sind die Männchen recht

Sensibel: bereits durch kleine Störungen brechen sie sofort das Werbeverhalten ab. Bei fast allen nicht amerikanischen und agressiven Arten der Gattung Poecilotheria, Ceralogyrus, Harpactira, Pterinochilus und Hysterocrates, außerdem bei einigen amerikanischen Arten der Gattung Aphlopelma, Brachypelma, Cylosternum und Acanthoscuria könnte man dieses Verhalten feststellen. Bei solchen Tieren geht man am besten so vor, dass man das Weibchen in den Behälter des balzenden Männchens setzt. Das muss aber besonders ruhig und vorsichtig geschehen. Bei wenig empfindlichen Tieren wie Brachypelm albopilosum, B. vagans und Grammostola Arten kann man beide Partner aus den Behälter herausnehmen und zur Paarung zusammensetzen. Schwierig zur Kopula zu bringen sind Vogelspinnenarten, bei denen beide Geschlechter sehr nervös reagieren. Zu ihnen zählen alle Arten der Gattungen Haplopelma und Selenocosmin. Diese Tiere reagieren hochempfindlich bei der geringsten Störung. Keines der Partnertiere ist dazu geeignet, aus dem Terrarium genommen und direkt dem Geschlechtspartner zugeführt zu werden. Hier hat es sich bewährt, ein Paar in einem Terrarium gemeinsam zu halten und nur durch einen Drahtgitter zu trennen. Beobachtet man, dass sich die Spinnen während der Nacht anbalzen, entfernt man das Gitter sehr vorsichtig. Um eine gegenseitige Verletzung der Partnertiere zu verhindern, bewaffnet sich der Spinnenpfleger mit einem Holz Stab oder noch besser mit einem Glassstab aus dem Laborbedarf. Kommt es zwischen den Tieren zu einer Beißerei, steckt man den starb zwischen die Chelizeren des Weibchens und bringt den Tieren damit auf Distanz. Doch ist hierbei Vorsicht angeraten. Einige dieser Spinnenarten können bei ihrer Flucht äußerst schnell den entgegenhaltenden Stab hinaufklettern: Um sich vor Bissen in die Hand oder den Arm zu schützen, reibt man den Glassstab vor der Verpaarung ganz dünn mit flüssigem Paraffin aus der Apotheke ein. Jetzt können die Spinnen nicht mehr an der Glasoberfläche haften und rutschen ab. Die Daten über Balzzeiten, Spermanetzbau, Kopulationen, Eiablage und so weiter werden genau notiert. Während der Paarung beobachtet man die Spinnen ständig. Störende Einflüsse auf die Tiere sollte man schon vorher beseitigen. Nach einer erfolgreichen Kopulation, bei der das Männchen mehrmals seine Bulben in die Receptacula seminis des Weibchens eingeführt hat, setzt man die Tiere wieder in ihre gewohnten Behälter zurück. Gesunde, kräftige Männchen bauen dann innerhalb einer Woche ein neues Spermanetz. Danach kann man sie wieder für neue Paarungen nutzen. Beobachtet man einige Zeit (sechs bis zwölf Wochen) nach der Kopulation eine ungewöhnliche Grabtätigkeit der Erdbewohnenden Vogelspinnenweibchen, kann man sich auf  eine bevorstehende Eiablage freuen. Der Behälter sollte (wenn er beleuchtet ist) nur leicht abgedunkelt werden. Während der

Kokonherstellung sind die Weibchen äußerst sensibel. Sie dürfen auf keinen Fall gestört werden; sonst wird die Eiablage unterbrochen oder verläuft fehlerhaft.

 

 

Hier Brachypelma albobilosum beim Paarungsakt.

Paarungsvorspiel und Paarung der Roten Chile, Grammostola rosea:

Mein Grammostola rosea Weibchen habe ich vor der Paarung sehr gut gefüttert (fast jeden Tag), sodass das Risiko von Kannibalismus von vornherein minimal war. Das paarungsbereite Männchen begann nach dem Einsetzen und dem Kontakt mit der weiblichen Spinnseide wie gewöhnlich mit seinem interessanten Balzritual. Zuerst trommelte er mit den Tastern auf den Boden, woraufhin mein paarungsbereites Weibchen ebenfalls mit den Tastern und dem ersten Beinpaar trommelnd antwortet. Bei Grammostolas kommt es nur selten zu Aggressionen des Weibchens gegenüber dem Männchen, geschweige denn zu Kannibalismus. Doch mein Männchen wurde beim letzten erfolgreichen Einsatz vom Weibchen verspeisst.

 

 Beschaffenheit des Bodengrunds

Bei der Herstellung des Kokons spielt der Bodengrund eine besonders wichtige Rolle. In der Vergangenheit gelang es bei der Zucht viele Kokonbauenden Weibchen nicht, Eikokons zu einer vernünftigen Kugel zu formen. Oft waren die Kokonhüllen mit groben Torfstücken, Fasern oder Sandkörnern verunreinigt oder nicht richtig verschlossen. Sie wurden nach etwa drei bis vier Wochen entweder gefressen oder verworfen. Vergleichende Beobachtungen Kokontragender Weibchen in freier Natur haben ergeben, dass ausnahmslos alle Kokons sauber und symmetrisch geformt waren. Niemals haftete Erdreich an ihnen. Die Beschaffenheit des Erdreichs entspricht nicht in der Terrarienpflege üblichen Torf- Sandgemischen. Viele Arten bevorzugen feste, lehmige oder Lößartriege Substrate, wie sie oft in Gebieten vulkanischer Herkunft vorherrschen. Eigenschaften dieser Substrate sind eine gute Modellierbarkeit bei höherer Feuchtigkeit (Regenzeit) und eine große Feuchtigkeit bei Trockenheit. Sie ermöglichen den Spinnen den Bau einer perfekten Höhle für die Eiablage. Der fertig gestellte Kokon lässt sich von den Tieren völlig sauber und ohne Einlagerungen von Fremdkörpern in seiner Hülle von der Unterlage läsen. Nachdem ich  für die Unterbringung trächtiger Weibchen eine lehmige Rasenerde aus dem Garten (von Steinen und Wurzelwerk befreit) verwendete, gelang allen so gepflegten Weibchen der Bau perfekter Kokons.

 

 

 

Eiablage und Brutpflege

Während der Reifezeit der Eier im Abdomen der Weibchen, die etwa sechs bis zehn Wochen dauert, beginnen die Tiere mit den Vorbereitungen zur Eiablage. Auch hier gibt es artspezifische Verhaltensmuster. Während zum Beispiel Brachypelma smithi sich das ganze Jahr über relativ offen im Terrarium zeigt, sucht sie zur Brutpflege geräumige Wohnhöhlen auf, baut sie zu einer Brutkammer aus und spinnt sich ein. Rege Grabtätigkeiten zeigt also die bevorstehende Eiablage deutlich an. Innerhalb eines birnenförmigen Gespinstes webt die Spinne zuerst eine feste, kreisrunde, schüsselförmige Unterlage für die Eier. Eine watteartige Innenschicht dient als Schutz vor Witterungseinflüssen und als Druckpolster. Diese Unterlage bildet später einen Teil des Kokons. Nun presst das Weibchen ihren Genitalbereich darauf und lässt die Eier zusammen mit einer klaren Flüssigkeit aus dem Uterus austreten. Die Flüssigkeit dient als Transportmedium für die Eier und Samenzellen und sorgt für deren gleichmäßige Verteilung. Sie trocknet später aus und hält die Eier anfänglich zusammen. Noch vor dem Austritt werden die Eier durch eine Öffnung der Receptacula seminis befruchtet. Dann werden sie mit derselben Gewebeschicht, aus der auch die Unterlage besteht, überzogen. Der entstandene Kokon ist jetzt noch sehr flach. Durch Abtrennen der Unterlage von dem restlichen Gewebe der Brutkammer mit Tastern und Chelizeren entsteht eine kugelförmiges Gebilde. Wie bereits erwähnt, legen einige Arten (Theraphosa blondi) eine dritte Schicht aus Brennhaaren zum Schutz an. Gut gelungene Kokons sind nahezu kugelförmig. Vogelspinnenweibchen sind perfekte Mütter. Während sich im Inneren des Kokons die (je nach Art 30 bis 2000) Embryonen entwickeln, wird er von der Besitzerin streng bewacht. Ständig trägt sie ihn zwischen den Chelizeren und Tastern und kann so, indem sie die günstigen Stellen der Umgebung aufsucht, die klimatischen Einflüsse bestimmen. Wird das Weibchen belästigt, versucht es zu flüchten. Nützt das nicht, können selbst Arten wie Brachypelma smithi recht aggressiv werden, um ihren Kokon zu beschützen. Einige Arten legen ihren Kokon zwischendurch zur Seite, etwa um Körperpflege zu betreiben oder um Nahrung zu sich zu nehmen. Bei einer Belästigung nehmen sie ihn aber Blitzschnell wieder auf. Es stimmt nicht, das Vogelspinnen während der Brutpflege keine Nahrung zu sich nehmen: Grammostola rosea fraß bei mir in dieser Zeit mehrere große Grillen. Sind die Jungtiere geschlüpft, werden sie noch einige Tage vom Weibchen bewacht. Nach der ersten Häutung außerhalb des Kokons können sie zum ersten Mal Nahrung erbeuten. Jetzt verstreuen sie sich und auch die Brutpflege der Mutter ist nun beendet. Leere Kokonhüllen werden aus der Wohnhöhle gebracht und abgelegt.                                                                                                                                                                    

 

Hier sieht man B. albobilosum beim Kokonbau.

Entwicklung der Eier

Vogelspinnen machen bis zum fertigen Jungtier mehrere Entwicklungsstufen durch Innerhalb des Kokons schlüpfen nach zwei bis drei Wochen aus denn Eiern so genannte Nymphchen (I). Gleichzeitig mit dem Schlupf verlassen die je nach Art ein bis fünf Millimeter kleiner, blassgelber, fast bewegungsunfähiger Tiere ihre Embryonalhaut, so dass man von der ersten Häutung sprechen kann. In ihrem Aufbau sind sie noch völlig unterentwickelt: die Extremitäten sind nur sechsgliederig, die Augen sind gerade als runde schwarze Punkte zu erkennen und die Tarsen besitzen nur eine kralle. Eine entscheidende Beobachtung konnte man 1992 bei der Zucht von Brachypelma klaasi machen: In einem zur Kontrolle geöffnetem Kokon entdeckte man Dutzend von miteinander „verklebten“ Eiern und Nymphen I. Die Eier hafteten ausnahmslos an den Chelizeren der Nymphen I und einige waren eingeschrumpft. Weiter stellte man fest, dass diejenigen Nymphen I, an denen bereits eingetrocknete Eireste hafteten, wesentlich dicker waren als ihre Geschwister ohne anhaftende Eier. Selbst ich konnte dieses Verhalten bei meinem Grammostola rosea Kokon feststellen als ich ihn frühzeitig geöffnet hatte. Im Kokon fanden sich sehr dicke Nymphen I ohne Eireste und völlig entleerte, trockene Eireste. Bei genauer Beobachtung der Nymphen I fielen andauernde Kaubewegungen der Chelizeren auf. Die anhaftenden Eireste ließen sich problemlos von den Nymphen I entfernen. Sowohl die Nymphen im zweiten Stadium (Nymphen II) als auch die Jungspinnen waren größer als ihre Geschwister, an denen vorher keine Eier hafteten. Bei späteren Zuchterfolgen mit anderen Vogelspinnenarten konnte Dieses Verhalten, wenn auch seltener, ebenfalls beobachtet werden. Diese Beobachtungen ließen somit folgende, wissenschaftliche sehr wichtige Schlussfolgerungen zu:

-         Bereits Nymphen im ersten Stadium versuchen aktiv, durch kauenden Bewegungen der Chelizeren, Nahrung in Form arteigener Eier zu erbeuten.

-         Die Nymphen I erhalten einen erheblichen Wachstumsvorsprung, wenn sie so früh wie möglich Nahrung aufnehmen.

-         Vogelspinnennymphen I nehmen aktiv Nahrung auf und müssen so, entgegen bekannter Literaturangaben, über eine bereits funktionierende Speiseröhre verfügen. Sie ernähren sich folglich nicht immer nur vom Dottersack.

Warum diese Beobachtungen nicht immer gemacht werden, lässt sich nur vermuten:

Zum einen liegen Eier und Nymphen I innerhalb eines Kokons nur für sehr kurze Zeit (ein bis drei Tage) nebeneinander vor und nicht jeder Kokon wird durch den Züchter bereits in diesem empfindlichen Stadium zur Kontrolle geöffnet. Zum anderen scheinen bestimmte Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeitsverhältnisse und andere dieses Verhalten erst auszulösen. Gegenseitiges Fressen von Nymphen I konnte bisher nicht festgestellt werden. Sich unter Laborbedingungen in Petrischalen entwickelnde Vogelspinnen Eier liegen, im Gegensatz zur Zeitigung im Kokon, sehr locker, die Chelizeren Bewegungen der Nymphen I zum Ergreifen von Eiern sind erfolglos. In der sechsten Woche häuten sich die Nymphen I ein zweites Mal. In diesem Stadium (Nymphen II) sehen sie bereits Vogelspinnen ähnlich aus, sind aber in ihrer Beweglichkeit noch immer eingeschränkt. Die Beine sind vollständig ausgebildet und die Spinnwarzen bereits funktionsfähig. Das Abdomen ist schon ein wenig behaart. In diesem Stadium können die Spinnenlarven auch ohne die Schützende Kokonhülle überleben. Sie werden noch von ihrer Mutter bewacht. Die vorher hellgelben Tiere färben sich jetzt dunkel. Ihr Abdomen wird tiefschwarz, und etwa 14 Tage nach der zweiten Häutung schlüpfen die Vogelspinnen ein drittes Mal aus ihrer Haut. Bis auf die nicht ausgereiften Geschlechtsorgane sind sie nun fertige Jungspinnen (Spiderlinge). Die Jungspinnen sind oft völlig anders gefärbt als ihre Eltern. Sie entwickeln die Farbe der Erwachsenen erst im Laufe der Zeit. Drei Tage nach dieser Häutung nehmen sie selbst erbeutete Nahrung an. Sie werden noch wenige Tage von der Mutter bewacht und machen sich dann selbstständig. Interessanterweise verlassen die Jungspinnen mancher Arten die Wohnhöhle exakt auf dem Gespinst Vorherlaufender Geschwister, so dass sie regelrecht im Entenmarsch abwandern, sich aber bald im Gelände verlieren. Selbstverständlich schwanken die angegebenen Entwicklungsgeschwindigkeiten stark. Ein Grund dafür sind die unterschiedlichen möglichen Aufzucht Temperaturen, die zum Beispiel bei Brachypelma albopilosa durchaus zwischen 20 Grad Celsius und 27 Grad Celsius liegen dürfen. Bei diesen Temperaturen schwankt die Zeitigungsdauer der Entwicklung der Eier bis zum Schlupf aus dem Kokon zwischen sieben und zwölf Wochen.

 

Hier im Bild sind gut die Nymphen des zweiten Stadiums zu sehen.

 

Zeitigung des Kokons

In der Vergangenheit wurden viele unterschiedliche Zeitigungsmethoden ausprobiert. Nicht jede ist für alle Arten gleich gut geeignet. Jeder Züchter sollte selbst herausfinden, mit welcher er am meisten erfolg hat.

Natürliche Zucht: Dabei bleibt der Kokon im Behälter unter der Obhut des Weibchens. Es beschützt ihn und sorgt durch regelmäßigen Ortswechsel innerhalb des Terrariums für seine Klimaregulation. Diese Methode bringt aber einige Risiken. So können Kleinlebewesen wie Milben und Springschwänze, die immer in einem eingefahrenen Terrarium leben, in den Kokon eindringen und dort die Eier zerstören.

Auch frisch geschlüpfte Heimchen können die Kokons beschädigen. Werden die Kokon tragenden Weibchen zu oft gestört, führen sie die Pflege der Eier nicht mehr durch. Bei zu großen Temperaturschwankungen wird die Entwicklung der Eier Sehr lange hinausgezögert. Die Spinnen neigen dann dazu, den Kokon zu verzehren.

Künstliche Zeitigung des Kokons: Gefahrloser, aber auch bereits intensiver ist die Aufzucht unter künstlichen Bedingungen. Dieser von anderen Vogelspinnenhaltern empfohlene Methode wurde so angewendet: Der Kokon wird dem Weibchen weggenommen und in einen separaten Behälter gebracht. Die Temperatur darin hält man durch einen Thermostaten Tag und Nacht konstant. Wichtig ist, dass der Kokon nicht mit Kondenswasser in Berührung kommt, weil sonst die Eier verpilzen. Feuchter Torf im Zeitigungsbehälter gewährleistet eine ständige erhöhte Luftfeuchtigkeit. Ein schräg liegender Deckel lässt das Kondenswasser ablaufen und nicht auf den Kokon tropfen. Während der gesamten Zeitigungsdauer muss man den Kokon regelmäßig wenden, denn sonst werden die unteren Eier oder die Nymphen zu sehr gedrückt. Der Kokon kann mit ein oder zwei dünnen Nadeln an ein Stück Holz gehängt oder auf ein kleines Kunststoffgitter gelegt werden. Mit dem Substrat darf es aber nicht in Berührung kommen.

Petrischalenmethode: Besonders gut lässt sich die Entwicklung der Eier bei der dritten Zeitigungsmethode beobachten: Man öffnet den Kokon nach etwa sechs Wochen vorsichtig mit einer scharfen Schere. Zuvor hat man einige Petrischalen aus Glas gespült, mit Alkohol desinfiziert und mit Kückenpapier ausgepolstert. Einige Tropfen Wasser feuchten das Küchenpapier an. Die Petrischalen werden kurz geöffnet und einige Nymphen direkt aus dem Kokon eingefüllt. 50 bis 100 Nymphen in schalen von zehn Zentimetern Durchmesser genügen. Die Petrischalen stellt man in einem abgedunkelten Behälter bei konstanter Temperatur ab. Sehr gut lassen sich bei regelmäßigen Kontrollen abgestorbene und verpilzte Nymphen mit einer Pinzette entfernen. Bei der Zucht von Vogelspinnen

bevorzugt man die zuerst genannte Zeitigungsmethode. Erst wenn sich die Mutterspinne anormal verhält und den Kokon nicht mehr versorgt, sollte man zu der Petrischalen- Methode übergehen. Zur Kontrolle des Zustande4s der Eier oder Nymphen innerhalb des Kokons macht man mit einer feinen Schere einen kleinen Schnitt in die Umhüllung. Mit zwei Pinzetten zieht man das entstandene Loch an den Längsseiten auseinander. Jetzt ist der Inhalt des Kokons sichtbar. Nach der Kontrolle hält man die Längsseiten der Öffnung mit einer flachen Pinzette zu. Eine zweite Person schließt die Öffnung durch Zuschnüren mit einem Dünnen Faden (Nähgarn). Nach dieser Prozedur kann man den Kokon dem Spinnenweibchen wieder zurückgeben und bis auf den Schlupf der Jungspinnen zu warten.            

 

Ein vom Weibchen geöffnetes Loch hilft den Spiderlingen raus zu kommen.

Die Aufzucht der Jungspinnen (Spiderlinge)

Für die Aufzucht von Jungtieren ist ein deutlich größerer Zeitaufwand notwendig als für die Pflege ausgewachsener Tiere, denn Spiderlinge müssen häufiger gefüttert werden und die oft zahlreichen Jungspinnen brauchen praktisch von Anfang einige Mini- Terrarien, die alle versorgt sein wollen.

 

Gut zu erkennen sing die einzelnen Häutungen von Brachypelma smithi.

 

Fütterung von Jungspinnen

In der ersten Lebensphase benötigen die Larven noch kein Futter, weil sie sich zunächst von ihrem Dottersack ernähren. Das ändert sich nach einer weiteren Häutung, die etwa nach zwei bis vier Wochen erfolgt. Jetzt brauchen die fertig entwickelten Jungspinnen, die Spiderlinge, kleine Futtertiere wie Taufliegen oder frisch geschlüpfte Heimchen. Außerdem muss man die Jungen nun unbedingt von einander trennen, weil sonst die zuerst geschlüpften Spinnen ihre später geschlüpften Geschwister fressen.

 

Theraphosa blondi beim fressen einiger Grillen.

 

Behälter für die Aufzucht

Die ersten Terrarien für Jungspinnen können noch vergleichsweise klein sein. Sehr gut geeignet sind Kunststoffdosen wie sie in Labors beispielsweise zur Aufzucht von Fruchtfliegen verwendet werden, aber auch Fotofilmdosen, die es in manchen Fotogeschäften gibt sind gut geeignet. Diese durchsichtigen Gefäße bietet der Fachhandel in unterschiedlichen Größen an, sodass man unterschiedliche Altersstufen darin halten kann. Außerdem sind sie leicht und Platz sparend. Zudem werden sie mit einem luftdurchlässigen Schaumstoffstopfen geliefert, den man gut anfeuchten kann, um für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Es ist auch möglich, leere Marmeladen- oder Babybrei- Gläschen bzw. Jogurtbecher mit einem Schaumstoffstopfen zu verwenden.

Das Verschließen der Behälter mit Gaze und einem Gummiband ist nicht ratsam, weil die Mini- Terrarien zu schnell austrocknen. Auch ist die Versorgung einer größeren zahl von Jungspinnen sehr zeitaufwendig, weil man ja jeden einzelnen Behälter umständlich öffnen muss, wogegen man einen Schaumstoffstopfen schnell zur Seite drücken und das Futtertier hineinfallen lassen kann.

 

Einge Plastikterrarien die für die Aufzucht von Spiderlingen gut geeignet ist.

Bodengrund

Die Gefäße füllt man ca. zu einem Drittel mit ungedüngter Blumenerde oder Vermiculit, das mit einer dünnen Schicht Moos bedeckt wird. Die Bodenschicht darf nie austrocknen. Zu trockene Bedingungen sind lebensgefährlich.

 

 Temperatur

Sie darf nicht zu niedrig sein. Ideal sind Werte zwischen 25-27 Grad Celsius, die man dadurch sicherstellt, dass man die Gefäße mit den Jungspinnen in ein abgedecktes Aquarium stellt, dass durch eine außen an der Rückwand angebrachten Heizmatte auf der richtigen Temperatur gehalten wird.

 

 Ältere Jungtiere

Für etwas größere Jungspinnen verwendet man Heimchendosen und für noch ältere Exemplare sind kleine Kunststoffterrarien aus dem Fachhandel notwendig. Diese Behälter müssen einen geeigneten Unterschlupf Trinknapf enthalten, der aber nicht zu tief sein darf, damit die Tiere nicht darin ertrinken können. Spätestens bei der Geschlechtsreife setzt man die Tiere in ein normal eingerichtetes Vogelspinnenterrarium.

Ein Tipp für jeden Vogelspinnenhalter, die selber einmal Vogelspinnen nachzüchten wollen:

-         Buchführung nicht vergessen!

-         Führen sie bei der Vermehrung genau Buch über den Zeitpunkt der Paarung, der Eiablage, des Schlüpfen sowie über bisher vollzogenen Häutungen und Besonderheiten. Gerade bei der Haltung mehrerer Vogelspinnen verliert man sonst schnell den Überblick  und kann dann bei Verkauf von Jungtieren keine genaue Auskunft geben, wodurch viele Interessenten abgeschreckt werden.

-         Zieht man gleichzeitig die Jungtiere verschiedener Arten auf, ist es sehr wichtig, die einzelnen Behälter, in denen die Spiderlinge untergebracht sind, mit einem Filzstift zu beschriften, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.

 

Im Bild zu sehen ist ein etwas größerer Spiderling von Brachypelma smithi. 

 

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